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Elektrotherapie bei Dysphagie

 

 

Die Elektrotherapie gewinnt im Bereich der Schluckstörungen (Dysphagien) zunehmend an Bedeutung. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben bereits die Wirksamkeit der Elektrostimulation bei Dysphagien nachgewiesen (vgl. Metastudien von Carnaby-Mann et al. 2007, Tan et al. 2013 und Chen et al. 2016). Es gilt jedoch hierbei zu beachten, dass das Outcome wesentlich von den verwendeten Reizstromparametern sowie weiteren Faktoren (Elektrodenanlage, Stimulationsprotokoll etc.) abhängig ist.

Durch impulsgetriggerte Schluckreaktionen lässt sich die Schluckfrequenz deutlich erhöhen. Dies ist besonders hilfreich bei einer Initiierungsschwäche des Schluckreflexes. Dabei lässt sich durch Elektrostimulation die Schluckfähigkeit unmittelbar beeinflussen, selbst wenn der Störungsbeginn schon längere Zeit zurückliegt. Zudem werden weitere Parameter wie Kehlkopfhebung, Öffnungsdynamik des Ösophagusmundes, Pharynxkontraktion, Zungenbasisdruck etc. durch die synchronisierte Stromapplikation positiv beeinflusst. Ebenso lässt sich ein positiver Effekt auf die Sensorik, daher auch neuromuskuläre Stimulation genannt, über die Aktivierung sensorischer Nervenfasern feststellen. Durch Neuromodulation kommt es dabei zu einer anhaltenden Veränderung der kortikalen Repräsentation und einer strukturellen und funktionellen Reorganisation. Gerade der sensorische Anteil wird bei der Rehabilitation von Schluckstörungen häufig unterschätzt. Voraussetzung dafür ist, dass der Stromimpuls synchron zu einer Schluckbewegung ausgelöst wird.

An dieser Stelle sei der Hinweis gestattet, dass es weiterer Studienergebnisse bedarf um den Stellenwert der Elektrostimulation für die Behandlung von Dysphagien im Vergleich zur konventionellen Therapie (funktionelle Dysphagietherapie) eindeutig zu klären. Auch eine Kombination beider Verfahren ist möglich. In klinischen Studien wurde bereits nachgewiesen, dass eine Kombination aus konventioneller Therapie und Elektrostimulation bessere Ergebnisse liefert als der alleinige Einsatz funktioneller Verfahren (vgl. Park et al. 2016).

 

Durch die Impulsapplikation kommt es bei laryngealer Elektrodenanlage zunächst zu einer Kontraktion der Stimmlippen mit darauffolgender „Anhebung“ des Kehlkopfes, welche unmittelbar oder nach wiederholter Applikation zu einer Schluckreaktion führt (mit oder ohne Bolus).

Quellen:

Carnaby-Mann, GD. / Crary, MA. (2007): Examining the evidence on neuromuscular electrical stimulation for swallowing: a meta-analysis. Otolaryngol Head Neck Surg. 133: 564–571

Chen, Y.-W., Chang, K.-H., Chen, H.-C., Liang, W.-M., Wang, Y.-H., & Lin, Y.-N. (2016). The effects of surface neuromuscular electrical stimulation on post-stroke dysphagia: A systemic review and meta-analysis. Clinical Rehabilitation, 30(1), 24–35

Park, J.-S. / Oh, D.-H. / Hwang, N.-K. et al. (2016): Effects of neuromuscular electrical stimulation combined with effortful swallowing on post-stroke oropharyngeal dysphagia: a randomised controlled trial. Journal of Oral Rehabilitation 43: 426–434

Tan, C. / Liu, Y. / Li, W. et al (2013): Transcutaneous neuromuscular electrical stimulation can improve swallowing function in patients with dysphagia caused by non-stroke diseases: a meta-analysis. Oral Rehabil 40: 472–480

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